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Samojede

Die Faser:

 

Samojeden sind eine sehr alte Hunderasse, die schon vor Jahrhunderten von dem gleichnamigen sibirischen Nomadenstamm als Arbeitstiere gehalten wurden. Dabei wurden sie als Wachhunde, Schlittenhunde und auch als Jagdhunde und zum Hüten von Rentierherden eingesetzt. Früher gab es diese Rasse in verschiedensten Naturfarben. Über viele Jahre wurden diese Hunde immer weiter gezüchtet, so dass man sie heute nur noch mit weißem Fell kennt.

 

Samojeden haben einen natürlichen Fellwechsel und können während diesem ausgebürstet werden. So bekommt man die ca. 4-6cm langen, reinweißen Fasern. Genauso kuschelig, wie die Hunde aussehen, fühlt sich auch ihr Fell an. Es hat keine deutlichen Deck- oder Stichelhaare und ist deshalb gleichmäßig weich. 

 

 

Die Vorbereitung:

 

Ich hatte das große Glück, von einer lieben Hundebesitzerin das Fell ihrer Hündin Ivy zu bekommen. Auf dem Foto oben seht ihr sie wunderschöne Faserspenderin. Ich hatte mich auf Anhieb in diese Rasse verliebt, obwohl ich normalerweise kein Hundemensch bin (um ehrlich zu sein, bin ich Katzensbesitzerin).

 

 

Die Haare rochen nur sehr leicht nach Hund. Trotzdem habe ich sie, wie alle Hundehaare die ich bekomme, als erstes ausgelesen und gewaschen. Zum Waschen habe ich sie in Waschnetze gepackt und vorsichtig mit Wollwaschmittel und warmen Wasser in einem Eimer gewaschen. Da die Haare nicht wirklich verschmutzt waren, haben schon wenige Waschgänge gereicht.

 

Nach dem Waschen und Trocknen, habe ich die Haare kardiert. Da sie sehr kurzfaserig sind, erleichtert das Kardieren später das Spinnen. Bei so feinen Fasern verwende ich am liebsten mein Kardiergerät mit einer 104ppsi Benadelung. So werden die Vliese auch bei kurzen und feinen Fasern sehr gleichmäßig. 

Das Spinnen:

 

 

Ich habe wieder 25g der Fasern mit der Handspindel, so dünn wie möglich, gesponnen und 25g mit dem Spinnrad, in einer normalen Stärke. Da die Fasern recht kurz sind, habe ich mich für eine Standspindel entschieden. In diesem Fall habe ich zur Phang-Spindel gegriffen und dann, wie es bei Standspindeln üblich ist, im langen Auszug gesponnen. Danach habe ich es zweifädig verzwirnt. Dadurch ist ein dünnes, fluffiges Garn entstanden. Mit dem Spinnrad habe ich auch den langen Auszug genutzt. Das Garn ist sehr luftig und weich geworden. Zum Schluss habe ich es dreifädig (navajo) verzwirnt. 

 

In beiden Fällen ist das Endergebnis so weich, dass man es problemlos auf der Haut tragen kann. Aus dem stärkeren Garn könnte ich mir Handstulpen vorstellen, aus dem dünnen Garn könnte man ein filigran gehäkeltes Tuch herstellen.

 

Aufgrund ihrer Weichheit und Kürze, würde ich diese Fasern nicht für Socken oder andere Kleidungsstücke verwenden, die eine hohe Belastung aushalten sollen. Aber dafür wären diese Fasern auch irgendwie zu schade. Sie eignen sich eher für schöne und dekorative Kleidungsstücke, wie oben schon erwähnt.

Für Spinnanfänger würde ich diese Fasern nicht empfehlen, da sie sehr weich und damit auch entsprechend rutschig sind. Für erfahrene Handspinner bieten sie Abwechslung zu den sonst üblichen Fasern und sind eine wunderbare Erfahrung, die man gemacht haben sollte.

 

 

Ich möchte mich ganz herzlich bei der lieben Hundebesitzerin und ihrer Faserspenderin bedanken, dass sie mir diese Erfahrung ermöglicht haben.

Das Stricken:

 

Das super flauschige Samojeden-Garn hat mich lange sehr gereizt, bis ich es mir endlich zum Probestricken vorgenommen habe. Dabei wurde es zur echten Herausforderung für mich. Durch die abstehenden Härchen, die bei diesem garn schon vor dem Stricken gut sichtbar waren, „verschmolzen“ die Maschen miteinander. Oft musste ich anhalten und schauen, ob ich ein oder zwei Maschen auf die Nadel genommen hatte. Das Endergebnis kann sich aber durchaus sehen lassen. Der Faden glitt gut durch die Finger und es entstand ein gleichmäßiges Maschenbild (wenn auch langsamer als bei anderen Fasern).

 

 

Die Strickprobe ist ein flauschiger Traum in weiß geworden und ich kann mir vorstellen, dass man damit sehr eindrucksvolle Kleidungsstücke herstellen kann. 

Das Weben:

 

 

Beim Weben hatte ich weitaus weniger Schwierigkeiten, was aber hauptsächlich daran lag, dass durch meinen Pinloom recht große Abstände zwischen den Fäden waren und ich so deutlicher erkennen konnte, wie ich weben musste. Trotz, dass das Garn sehr locker und leicht wirkte, hatte es kein Problem damit, dass die Fäden immer wieder aneinander rieben, während sie durchgezogen wurden.

 

So entstand ein gleichmäßiges, flauschiges, aber stabiles Webstück. Auch als besonderes Highlight, kombiniert mit anderen Garnen ist es sehr gut einsetzbar.

Und weil sie einfach zu schön ist, gibt es hier zum Schluss noch ein Foto von Ivy 😉

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Kommentare: 1
  • #1

    Heidi Grundl (Sonntag, 29 März 2020 16:24)

    Eine tolle Beschreibung der Samojedenwolle. Wir haben auch 3 Samojeden und ich verspinne die Wolle auch sehr gerne.
    Man kann sie auch sehr gut mit heißfärbenden Eierfarben einfärben. Um ein gleichmäßiges Ergebnis zu erhalten, färbe ich die gewaschene Rohwolle, trockne sie und kardiere danach.
    Was viele nicht wissen, Samojeden haben keinen Eigengeruch, dh sie riechen nicht nach Hund, daher konntest du den Geruch kaum wahrnehmen. Auch tragen sie keine Allergene und sind daher auch für Allergiker gut geeignet. Liebe Grüße von den Whitemagic's vom Kornberg