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Perserkatze

Die Faser:

 

Katzen gelten als eigensinnige, grazile Geschöpfe. Die Anmutigsten unter ihnen sind wohl die Perserkatzen. Diese Rasse wurde erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gezüchtet. Lange vermutete man, dass diese Züchtung aus Rassen entstand, die ursprünglich aus Persien stammten, was ihr auch den Namen verlieh. Heute weiß man, dass Perserkatzen aber eigentlich aus verschiedenen langhaarigen Katzen aus Russland gezüchtet wurden. Da Perserkatzen im Laufe der Zeit immer beliebter wurden, entstand in den 1970er Jahren eine Massenzucht in denUSA. Das Ergebnis waren überzüchtete Tiere, die weder schön noch gesund waren. Auch in Europa gab es immer mehr solcher überzüchteter Tiere, was der Rasse einen negativen Ruf verpasste.

 

Heute gibt es wieder bessere Standards in der Zucht, die darauf ausgelegt sind, nicht nur schöne, sondern auch gesunde Tiere hervorzubringen. Dennoch bleibt diese Rasse sehr pflegeintensiv. Perserkatzen sind nicht als Freigänger geeignet, da ihr Fell sehr schnell verfilzt. Ihr gelassener Charakter und der kaum vorhandene Freiheitsdrang, machen sie zu den perfekten Wohnungskatzen.

 

 

Ihr Fell wird ca. 10cm lang und ist üppig, mit viel Unterwolle. Sie müssen mindestens aller 2 Tage gekämmt und gebürstet werden, wodurch viel Spinnmaterial anfällt.

Die Vorbereitung:

 

Ich hatte das Glück, für eine Katzenbesitzerin die ausgekämmten Haare ihrer Perserkatzen verspinnen zu dürfen.

 

Durch das Ausbürsten waren die Haare zu kleinen „Knuppeln“ geworden, die sich aber leicht auseinanderziehen ließen. Einige Teile waren zu kurz zum Verspinnen, aber sie ließen sich gut aussortieren. Auch kleine verfilzte Stellen habe ich vorher wegsortiert. Die spinnbaren Haare habe ich nur mit der Hand etwas auseinandergezogen und aufgelockert. Auf das Kardieren habe ich absichtlich verzichtet, da ich die natürlichen Farbverläufe im Fell der Katzen unbedingt erhalten wollte.

Das Spinnen:

 

Die Haare der Perserkatzen haben mich beim Verspinnen stark an Angora erinnert. Sie sind ähnlich weich, aber weniger rutschig. Trotzdem sind sie sehr anspruchsvoll in der Verarbeitung. Die Länge empfand ich als sehr angenehm und habe sie deshalb im kurzen Auszug gesponnen.

 

Die unterschiedlichen Farben haben beim Spinnen aus der Flocke tolle Effekte ins Garn gezaubert. Ich habe alles mit dem Spinnrad versponnen, da es sich um eine Auftragsarbeit handelte. Mit dem Spinnrad habe ich ca. Nadelstärke 3 erreicht (bei einem dreifädig gezwirnten Garn). Mit der Handspindel wäre durchaus auch ein dünneres Garn möglich gewesen.

 

 

Nach dem Spinnen habe ich den Faden navajogezwirnt. Dabei wurde der eigentlich fest und glatt gesponnene Faden richtig fluffig, blieb aber trotzdem stabil. Diese Zwirntechnik hat nochmals dazu beigetragen, dass die natürlichen Farbverläufe erhalten blieben und im fertigen Garn gut sichtbar waren.

 

Das fertige Garn ist sehr weich und man kann es gut auf der Haut tragen. Es eignet sich besonders für edle Accessoires wie Handstulpen, Mützen, Tücher usw. Für stärker beanspruchte Kleidungsstücke wie Socken ist es aber nicht zu empfehlen, da die Fasern durch ihre Weichheit nicht besonders strapazierfähig sind (ähnlich wie Angora).

 

Für Anfänger würde ich diese Faser auf keinen Fall empfehlen. Bei der Verarbeitung ist Fingerspitzengefühl gefragt und Vorkenntnisse zur Verarbeitung weicher glatter Fasern. Da die Haare nur durch mühevolles Auskämmen gewonnen werden, finde ich sie zu schade, um sie einfach zum Üben zu verwenden. Für fortgeschrittene Handspinner können sie aber eine wunderbare Erfahrung sein. Wenn ihr also die Gelegenheit habt, an diese Fasern zu kommen, nutzt sie.

 

 Und zum Abschluss möchte ich mich bei Claudia bedanken, die mir diese Erfahrung und damit natürlich auch diesen Blogeintrag ermöglicht hat.

Kommentare: 3
  • #3

    PIA (Samstag, 07 November 2020 11:15)

    Danke für die Mühe der Veröffentlichung. Solche ausführlichen Anleitungen suche ich. Die Bücher geben viel zu wenig her und sind bis auf manche englischen Ausgaben rudimentär. Hiermit kann ich etwas anfangen

  • #2

    Die Garnspinnerin (Freitag, 06 November 2020 21:18)

    Hallo Ronka,

    gern spinne ich die Wolle im Auftrag. Falls die Dame Interesse daran hat, kann sie gern Kontakt zu mir aufnehmen und dann sprechen wir die Details ab. Über "Kontakt" erreichst du mich immer per E-Mail. ;-) Falls eine Telefonnummer gebraucht wird, gebe ich sie dir gern auch per Mail weiter.

  • #1

    Ronka Hoffmann (Freitag, 06 November 2020 20:55)

    Guten Abend,
    würden Sie auch im Auftrag diese Wolle verspinnen? Ich bin für eine Dame auf der Suche, sie hat 30 Jahre die Wolle gesammelt.....ich würde ihr gern zumindest einen Kontakt herstellen können.